Der literarische Topos des Mangels an Diplomatie und der Effekt auf die Darstellung der Argeadinnen Eurydike und Olympias

DOI : 10.54563/eugesta.1235

Résumé

In griechischer und römischer Literatur konnte die Zuschreibung diplomatischen Ungeschicks an politische AkteurInnen Stilmittel der Negativporträtierung sein. Die Häufung der Zuschreibungen von undiplomatischem Benehmen an als „barbarisch“ oder „tyrannisch“ konnotierte Personen mahnt zur kritischen Skepsis. Der Topos wurde auch auf männliche und weibliche Mitglieder der argeadischen Monarchie übertragen, da diese von griechischen und römischen Autoren häufig als „barbarisch“ oder „tyrannisch“ beschrieben wurde. Im Folgenden wird dies anhand von zwei Fallbeispielen gezeigt: den diplomatischen Interaktionen von Eurydike, Gattin von AmyntasIII. und Mutter PhilippsII., und von Olympias, Frau PhilippsII. und Mutter AlexandersIII., zwei besonders prominent hervortretenden Repräsentantinnen ihrer Dynastie. Die Identifikation des Topos eines Mangels an Diplomatie als literarisches Stilmittel ermöglicht eine noch kritischere Sicht auf die literarische Porträtierung dieser beiden Agentinnen ihres Hauses. Ihre Beteiligung an diplomatischen Aufgaben wird somit der negativen Deutung entzogen, die sie oft in Antike (und Moderne) als vermeintliche „Einmischung“ oder Zeichen von „Herrschsucht“ erfuhren. Dies mag exemplarisch für die Behandlung anderer makedonischer royal women sein.

Plan

Texte

Einleitung

Diplomatie, im Folgenden verstanden als ein „sophisticated system for handling affairs of state and negotiating treaties“1, im Interesse des jeweiligen repräsentierten politischen Gebildes, gilt als zeitlos relevant für die Ausübung von Politik2. So verlangte Diplomatie auch in der Antike einen bestimmten Grad an Ritualisierung3. Es gab eine Erwartungshaltung der involvierten Parteien, was die Formen der diplomatischen Kommunikation, die Rollen der Beteiligten und die Verhandlungsabläufe betraf4. Eine erfolgreiche politische Interessensvertretung erforderte die Beherrschung der Formen des diplomatischen Austauschs und Kenntnis der Erwartungshaltung des Gegenübers, damit der eigenen Verhandlungsposition nicht unnötig durch brüskierendes Auftreten geschadet wurde5. Vor diesem Hintergrund ist Skepsis angebracht, wenn antike politische AkteurInnen, auch sehr erfahrene, in antiker Literatur wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen in punkto Außenpolitik und Kommunikation im eigenen Einflussbereich erscheinen.

Mitunter mochte dies am individuellen Auftreten gelegen haben; brüske Schroffheit könnte gelegentliches Mittel gewesen sein, um die eigene Verhandlungsposition nachdrücklich darzustellen. Doch mahnt die Häufung der Fälle diplomatischer Taktlosigkeit gerade bei Personen, die griechisch-römischen Autoren als „barbarisch“ oder „tyrannisch“ agierend galten, zu kritischer Skepsis. Es liegt ein Topos in griechischer und römischer Literatur vor, der solchen Personen, teilweise in recht plakativer Schilderung, das Fehlen diplomatischen Fingerspitzengefühls zuschreibt – eine weitere Erscheinungsform des Mangels an σωφροσύνη (Maßhaltung) beziehungsweise moderatio (Maßhaltung) als philosophische Kardinaltugend und Idealeigenschaft des guten Politikers.

Da die argeadische Monarchie oftmals von griechischen und römischen Autoren als „barbarisch“ oder „tyrannisch“ beschrieben wurde, unterlag die Darstellung von diplomatischen Aktivitäten ihrer Mitglieder oftmals dem Topos des undiplomatischen Benehmens. Dies betraf nicht nur den jeweiligen Herrscher oder generell die männlichen Mitglieder des Argeadenhauses, sondern auch die weiblichen Repräsentantinnen, die im diplomatischen Bereich im Interesse ihrer Dynastie sichtbar wurden. In ihrem Fall kam erschwerend hinzu, dass ihre erweiterten Handlungsräume als Teil der Monarchie ohnehin von nicht-makedonischen Literaten als Normverstöße betrachtet wurden6.

Im Folgenden wird anhand von zwei Argeadinnen, die besonders prominent als Interessensvertreterinnen ihres Hauses aufscheinen, aufgezeigt, in welcher Weise der Topos des undiplomatischen Verhaltens auf die literarische Darstellung ihrer Handlung der diplomatischen Interessensvertretung übertragen wurde. Es handelt sich um die erste Argeadin mit einem öffentlichen Profil, Eurydike, Gattin des argeadischen Herrschers Amyntas III., und um Olympias, Gattin Philipps II. und Mutter Alexanders III.

Die literarischen Schlaglichter auf ihr Auftreten im diplomatischen Bereich sind bislang noch nicht im Sinne einer quellenanalytischen Analyse auf einen solchen Topos hin untersucht worden. Ziel des Beitrags ist, durch die Identifikation dieses Negativtopos ein weiteres Analyse-Instrument zu schaffen, das dabei helfen soll, griechische und römische Informationen zu ihrem politischen Wirken kritisch-dekonstruierend zu betrachten. Übergeordnete Intention ist, in exemplarischer Weise Eurydikes und Olympias’ Rollen als Agentinnen ihrer Häuser von der Klischeevorstellung einer „Einmischung“ aus Geltungssucht oder anderen Negativeigenschaften oder von entpolitisierten Charakterisierungen als informelle Bittgesuche außerhalb diplomatischer Ritualisierung abzurücken, wie sie in den antiken Quellen und in der älteren (und teilweise auch noch in der neueren) Forschung vorherrscht7.

Der literarische Topos des undiplomatischen Verhaltens und seine Übertragung auf Eurydike und Olympias

Zuschreibungen von Rüpelhaftigkeit und Taktlosigkeit im diplomatischen Umgang sind zumeist an literarische Negativbilder und gegnerische Sprachregelungen geknüpft. Dies gilt vor allem für Personen, die griechischen und römischen Autoren als „barbarisch“ oder in moralisierender Wertung als „tyrannisch“ galten8. Bei letzterem Aspekt handelt es sich somit um einen Bestandteil der literarischen Tyrannentopik, Kennzeichen einer Person, deren politische Ausübung als ungerecht, willkürlich, illegal oder illegitim dargestellt werden sollte – im Gegensatz zu den von den Autoren hochgehaltenen Normvorstellungen. Als Teil von „Barbaren“-Topik wiederum wird der Stereotyp wirksam, wenn mit der Vorstellung operiert wird, dass diplomatisches Know How, λόγος (Vernunft, Verstand), ἀρετή (Tugend), παιδεία (Erziehung, Bildung) und einen Grad der Zivilisiertheit erforderte, den griechische und römische Autoren nur der jeweils eigenen Kultur zuschrieben. Folgende Erscheinungsformen des Topos lassen sich feststellen:

- Ignoranz gegenüber ritualisierten Formen und Rollenerwartungen des diplomatischen Umgangs9,
- Verschlagenheit und Meineidigkeit in Verhandlungen (verstärkt Personen aus dem antiken Nahen Osten zugeschrieben)10,
- Ungebührlichkeit und Rüpelhaftigkeit gegenüber auswärtigen politischen AkteurInnen und den eigenen Führungsriegen11,
- Verfassen von unhöflichen offiziellen Briefen12.

Da die makedonische Monarchie wie erwähnt von griechischen und römischen Autoren häufig als „barbarisch“ oder „tyrannisch“ empfunden oder zumindest geschildert wurde13, findet sich der Topos auch bei Berichten über diplomatische Aktivitäten ihrer Mitglieder14.

Doch nicht nur die männlichen Vertreter des Hauses konnten in diplomatischer Tätigkeit sichtbar werden, sondern auch gelegentlich einzelne Argeadinnen. Aufgrund des Clancharakters der makedonischen βασιλεία (Herrschaft) unter den Argeaden konnte jedes Mitglied das Haus repräsentieren und seine Interessen vertreten, auch die Mütter, Schwestern, Ehefrauen oder Töchter der Herrscher15. Makedonische royal women vertraten als pars pro toto die Interessen ihrer Familie. Individuelle Vertreterinnen in argeadischer (und auch in hellenistischer Zeit) traten, je nach politischer Situation und den Auswirkungen auf ihre Handlungsräume, nicht nur im Bereich von Dynastie- und Heiratspolitik, Euergetismus und Kulturförderung auf, sondern auch im innen- und außenpolitischen, militärischen und diplomatischen Bereich16. Insbesondere Mütter von potentiellen Thronfolgern besaßen eigene höfische factions, eigene φίλοι (politische Freunde) und konnten sowohl als Agentinnen ihrer Geburtsfamilien als auch ihrer Nuptialfamilien für deren Interessen eintreten. Entsprechend ist das Phänomen bekannt, dass sie gelegentlich auch nach der Heirat in der Öffentlichkeit mit ihrem Patronym firmierten17. Das früheste bekannte Beispiel ist Eurydike, Frau von Amyntas III. und Mutter von Alexander II., Perdikkas III. und Philipp II. Im Kontext von Weihungen ist sie als „Tochter des Sirras“ vorgestellt18.

Da ihre Handlungsräume durch ihre Rolle als Repräsentantinnen ihrer Dynastien definiert wurden, konnten sie sich auch auf Politik, Diplomatie und Militär erstrecken19. Aus der Sicht der griechischen und römischen Autoren, die aus kultureller Fremdsicht mit wenig Verständnis darüber urteilten, handelte es sich indes um Normüberschreitungen, die zumeist in tendenziöser Weise mit persönlichen Motiven, schlechten Charaktereigenschaften und/oder der Nachlässigkeit des jeweiligen Familienoberhaupts erklärt wurden.

Makedonische Monarchie, ihr Clancharakter und die Handlungsräume ihrer weiblichen Angehörigen erschienen nicht-makedonischen Autoren demnach häufig als Gegenbild zu ihren eigenen politischen Normvorstellungen, somit als „tyrannisch“ und „barbarisch“. Infolgedessen prägte der Topos des undiplomatischen Verhaltens auch die – ohnehin kargen und verstreuten – Erwähnungen von diplomatischen Aktivitäten von Argeadinnen20. Folgende Erscheinungsformen lassen sich anhand der Beispiele von Eurydike beziehungsweise Olympias fassen und werden im Folgenden besprochen:

- Nichteinhaltung von ritualisierten Formen bei einer diplomatischen Verhandlung,
- Verschlagenheit im Kontext einer weiblichen „bedchamber-Diplomatie“ (Verführungskünste statt politischer Argumente) als angebliches Primat weiblicher diplomatischer Aktivität,
- Ungebührlichkeit und Rüpelhaftigkeit gegenüber auswärtigen politischen AkteurInnen und den eigenen Führungsriegen im Zuge einer angeblich unangemessenen „Einmischung“ in politische Angelegenheiten21,
- Unkontrolliertheit und Unhöflichkeit beim Verfassen brieflicher Korrespondenz.

Der erste Punkt, die Nichteinhaltung von ritualisierten Formen bei einer diplomatischen Verhandlung, lässt sich bei Aischines’ – indes durchaus positiven – Erwähnung von Eurydikes Interaktion zugunsten der Thronchancen ihrer minderjährigen Söhne fassen. Aus historischer Sicht zeigt die Passage, dass sich personelle Bindungen und Netzwerke eines Argeadenherrschers auch nach dessen Tod in der Familie erhielten und durch seine Witwe weitergepflegt werden konnten22. Aischines belegt (wenngleich in dramatisierter Weise), dass Eurydike sich 368/67 v. Chr. an den professionellen athenischen strategos Iphikrates, einst Protégé ihres verstorbenen Gatten Amyntas III., wandte, um seine Unterstützung gegen den Prätendenten Pausanias zu erlangen23. Iphikrates operierte zu jener Zeit im Norden, um Amphipolis für Athen zurückzugewinnen24. Es handelt sich um einen erfolgreichen Akt diplomatischer Intervention Eurydikes. In der Verhandlungssituation habe sie gemäß Aischines an Amyntas’ enge Verbindungen zu Iphikrates im Speziellen und zu Athen im Allgemeinen als Überzeugungsmittel erinnert25. Indes schildert Aischines (vor einem athenischen Rezipientenkreis, einer Jury) die Szene nicht als diplomatische Verhandlung zwischen zwei politischen Parteien in einer ritualisierten Sphäre, sondern präsentiert Eurydike als bittflehende Mutter in „häuslicher“ Rolle. Als Iphikrates auf militärischer Mission in den Norden gekommen war, habe sich Folgendes zugetragen, das Aischines Philipp in Erinnerung gerufen habe:

ἐνταῦθα, ἔφην ἐγώ, μετεπέμψατο αὐτὸν Εὐρυδίκη ἡ μήτηρ ἡ σή, καὶ ὥς γε δὴ λέγουσιν οἱ παρόντες πάντες, Περδίκκαν μὲν τὸν ἀδελφὸν τὸν σὸν καταστήσασα εἰς τὰς χεῖρας τὰς Ἰφικράτους, σὲ δὲ εἰς τὰ γόνατα τὰ ἐκείνου θεῖσα παιδίον ὄντα, εἶπεν ὅτι ‘Ἀμύντας ὁ πατὴρ τῶν παιδίων τούτων, ὅτ᾽ ἔζη, υἱὸν ἐποιήσατό σε, τῇ δὲ Ἀθηναίων πόλει οἰκείως ἐχρήσατο, ὥστε συμβαίνει σοι καὶ ἰδίᾳ τῶν παίδων τούτων γεγενῆσθαι ἀδελφῷ, καὶ δημοσίᾳ φίλῳ ἡμῖν εἶναι’.

Dann, sagte ich, ließ deine Mutter Eurydike nach ihm schicken und, wie alle diejenigen, die dabei gewesen waren, bestätigen können, schob sie Iphikrates deinen Bruder Perdikkas in die Arme und setzte dich ihm auf die Knie – denn du warst ja noch ein kleines Kind – und sprach: „Amyntas, der Vater dieser Kinderchen, hat dich zu seinen Lebzeiten zu seinem Sohn gemacht und sich guter Beziehungen zur Stadt Athen erfreut. Deswegen können wir dich in persönlicher Hinsicht als einen Bruder dieser Jungen ansehen und in deiner Eigenschaft als Bürger als unseren Freund26.

Von einer sicherlich erfolgten Aushandlung der Bezahlung für Iphikrates und seine misthophoroi ist keine Rede. Auf welche finanziellen Mittel Eurydike dafür zurückgriff, ob sie eine eigene Art von Apanage, Einkünfte aus eigenen Ländereien etwa, dafür nutzen konnte, wie in der Forschung vermutet27, wird nicht mitgeteilt. Auch wäre von Interesse, zu wissen, wie sich Ptolemaios von Aloros positionierte. Zu jener Zeit, nach der wohl von ihm initiierten Ermordung Alexanders II., regierte er als επίτροπος (Vormund) für Eurydikes noch minderjährigen Sohn Perdikkas III. das Reich28. Wenngleich auch Ptolemaios ein Interesse daran haben musste, den Prätendenten Pausanias zu neutralisieren, konnte ihn die Verbindung von Iphikrates mit Athen in einen Interessenskonflikt bringen. Ptolemaios stand unter dem Druck der thebanischen Hegemonie. Pelopidas hatte bereits in der Vergangenheit persönlich in Makedonien interveniert29. Aischines lässt durchblicken, dass Ptolemaios sich gegen die Bemühungen Athens um Amphipolis gestellt habe, sicherlich in jenem zeitpolitischen Kontext im Interesse der Thebaner, die keinen athenischen Machtzuwachs wollten30.

Obwohl es sich angesichts der geschilderten politischen Hintergründe und zeithistorischen Verflechtungen um eine Verhandlung handelte, die in vielfacher Weise höchstes diplomatisches Fingerspitzengefühl erforderte und Eurydike offenbar als äußerst geschickte Diplomatin und findige Agentin ihres Hauses zeigte, die familiäre Netzwerke zu nutzen wusste, ist die Darstellung simplifiziert. Aischines fokussiert zwar auf Eurydike als Frau beziehungsweise Witwe und Mutter. Die diplomatische Verhandlung wird ihrer ritualisierten, protokollarischen Natur aber entkleidet und Eurydike primär als besorgte Mutter geschildert. Sie schiebt dem Verhandlungspartner unprotokollarisch ihre Kinder als Argument in die Arme. Es handelt sich um eine bewusste Stilisierung, die von der Wahrheit abwich. Erstens waren Eurydikes Söhne keine kleinen Kinder mehr, die auf dem Schoß saßen, sondern Teenager. Zweitens befand sich Philipp in jener Zeit wohl gar nicht am Begegnungsort in Makedonien, sondern als Geisel in Theben31.

Aischines schildert Eurydikes Interaktion zwar nicht negativ als unzulässige Einmischung32, charakterisiert sie aber auch nicht als ritualisierten, diplomatisch-politischen Akt oder als Verhandlung auf finanzieller Basis mit einem professionellen Strategen. Bei ihm ist es das Bittflehen einer besorgten Mutter gegenüber einer Person, die eng mit ihrem Haus verbunden ist. Cornelius Nepos betont das Bittflehende in seiner kurzen Erwähnung mit Fokus auf Iphikrates noch deutlicher: In seiner Version ist Eurydike mit den zwei Söhnen zu Iphikrates ins Feldlager geflohen (confugit). Der athenische Stratege erscheint als Retter der beiden, von Verhandlungen und Finanzierung ist keine Rede33.

De facto gilt es, sich von dieser bei Aischines und Nepos vorgegebenen Sicht zu lösen und Eurydikes Handlung als diplomatisch-politischen Akt zu bewerten, der vermutlich in ritualisierten Formen verlief und eine geschäftliche Transaktion – das Engagement des Strategen und seines Heers sowie dessen Bezahlung – nach sich zog.

Der zweite Punkt, Verschlagenheit im Kontext einer weiblichen „bedchamber-Diplomatie“, findet sich bei Trogus-Justin. In dem chronologisch wirren und faktisch unzuverlässigen Abriss über Eurydikes Aktivitäten bezüglich der Nachfolgepolitik im argeadischen Haus wird der Topos des undiplomatischen Verhaltens in höchst plakativer Weise auf sie angewandt. Laut Trogus-Justin habe Eurydike angeblich aus purer Wollust ihrem Schwiegersohn und Liebhaber die Herrschaft verschaffen wollen. Dies habe sie durch den versuchten Mord an ihrem Gatten Amyntas und die gelungene Tötung ihrer Söhne Alexander II. und Perdikkas III. erreichen wollen. Damit habe sie bei Philipp II., ihrem letzten überlebenden Sohn, Furcht und Grauen ausgelöst34.

Die Skandalgeschichte ist voll von logischen Brüchen, historischen Fehlern und chronologischen Irrtümern. Zudem widerspricht sie Eurydikes ehrenvoller Stellung unter Philipps Herrschaft, in der sie in der Repräsentation weiterhin präsent war35. Vielmehr ist die Episode charakteristisch für den Topos, wonach royal women generell vor allem in der Form von intriganter „bedchamber-Diplomatie“ glänzten, die zumeist noch fatale Effekte für ihr Haus hatte36. Implizit sind die Konnotationen von einem Wirken hinter den Kulissen und rein persönlichen Motiven; politische Hintergründe werden ausgeblendet. In moralisierender Hinsicht ist auch der jeweilige Mann angeprangert, der sich solchen Einflüssen beugt. Diese Wertung verstellt den Blick für die erweiterten Handlungsräume einer Herrschergattin, die sich aus der Nähe zum Monarchen als rangkonstituierendes Merkmal und dem Zugang zu ihm ergaben.

Während die antiken literarischen Quellen diese „bedchamber-Diplomatie“ primär mit einer Kombination aus Verführungskünsten, Wollust, Herrsch- und Geltungssucht assoziierten, bedeutete es de facto auch Möglichkeiten der politischen Teilhabe, dynastischen Interaktion und Rangkonstitution und -erhaltung. Doch der Topos erweist sich als (ver-)formende Überlieferungsschicht, die jene Aspekte überdeckt. Es spricht für sich, dass Herrschernähe und Zugänglichkeit bei engsten männlichen Vertrauten eines Monarchen, Mitgliedern seines inner circle, selten als „bedchamber-Diplomatie“ ausgelegt werden. Bei politischen Akteurinnen indes ist es häufig der Fall37.

Der dritte Aspekt, Ungebührlichkeit und Rüpelhaftigkeit im Zuge einer angeblich unangemessenen „Einmischung“ in politische Angelegenheiten, lässt sich anhand der Berichte über Olympias in der Regierungszeit Alexanders fassen. In seiner kriegsbedingten Abwesenheit vertrat sie die argeadischen Interessen in Europa. Unterstützt wurde sie von ihrer Tochter Kleopatra, die nach dem Tod ihres Mannes, dem Molosser Alexander I., vermutlich die Regentschaft in Epeiros für ihren unmündigen Sohn Neoptolemos übernahm38. Alexanders zwei weibliche Gewährsleute mögen die Kontrollinstanz zu Antipatros als offiziellem Statthalter gebildet haben, damit er nicht zu eigenmächtig wurde39. Alexander versorgte sie mit Teilen seiner persischen Kriegsbeute, so dass sie durch Stiftungen und Schenkungen argeadische Wohltätigkeit zeigen konnten, besonders in Griechenland, um Antipatros’ gute Vernetzung auszugleichen40.

Indes wird Olympias’ Interaktion von den antiken Autoren nicht als legitime Ausübung von Politik durch eine Agentin ihres Hauses im Interesse Alexanders bewertet, sondern als ungehörige, nicht stattgemäße Einmischung. Sie ist als zänkische und herrschsüchtige Nervensäge geschildert, die sich unbefugt und äußerst undiplomatisch in Antipatros’ Angelegenheiten eingemischt und Unfrieden gestiftet habe41. Dagegen wird Antipatros’ Klageführung gegen sie bei Alexander – die auch von einer wenig kooperativen Haltung ihr gegenüber zeugt – von den antiken Autoren mit einem gewissen Verständnis geschildert und nicht als ungebührlich dargestellt. In diesem Fall wird deutlich mit zweierlei Maß gemessen; es entsteht der (sicherlich irrige) Eindruck, dass Antipatros legitim gehandelt und Olympias sich ungebeten eingemischt habe. Hintergrund mag sein, wie Elizabeth Carney vermutet, dass sie im Gegensatz zu Antipatros nicht zu einem offiziellen Amt bestellt worden war, sondern im Rahmen ihrer dynastischen Zugehörigkeit agierte42.

Der vierte und letzte Punkt, Unkontrolliertheit und Unhöflichkeit beim Verfassen brieflicher Korrespondenz, scheint Spuren in den literarischen Berichten über Olympias in der Regierungszeit ihres Sohns hinterlassen zu haben.

Vorauszuschicken ist, dass literarisch überlieferte Briefe die Forschung vor eine spezifische Problematik stellen: die Frage nach Authentizität und Formung, Kontext, Tendenz sowie nach offizieller oder privater Natur43. Es soll nicht argumentiert werden, dass jeder literarisch überlieferte rüde Brief einer Person, die als „barbarisch“ oder „tyrannisch“ konnotiert ist, als Negativkonstruktion der Autoren anzusehen ist. Von Fall zu Fall mag es authentische Brieffragmente gegeben haben, die eine genuin schroffe Haltung wiedergab und als Einschüchterungsmittel gedient haben mag. Das soll nicht in Abrede gestellt werden.

Worauf aber hingewiesen werden soll, ist die auffällig häufige Wiederkehr des Motivs des unhöflichen Briefs in antiker Literatur gerade bei Personen, die als „barbarisch“ oder „tyrannisch“ in ihrem Benehmen galten. Auch wenn dies vereinzelt kein Konstrukt gewesen sein mochte, war es nichtsdestotrotz als literarisches Stilmittel der Negativcharakterisierung existent. Dahinter steckten praktische Begebenheiten: Da Briefe das zentrale Kommunikationsmittel waren, gehörte die Korrespondenz zu den alltäglichen Pflichten eines antiken Machthabers. Gerade dieser Umstand bot offenbar einen glaubwürdigen Hintergrund, um durch die Behauptung, jemand schriebe rüpelhaft-undiplomatische Briefe, Kritik an der Person und ihrem Führungsstil zu üben und ihr literarisches Porträt zu schwärzen. Erneut, wie auch bei dem Motiv des unangemessenen Verhaltens bei Verhandlungen, wird ein Stück des politischen Alltags instrumentalisiert, um in überspitzter Form ein Gegenbild zur normativen Erwartung zu entwerfen.

Olympias tritt in den Quellen als rüde Verfasserin von persönlichen und offiziellen Briefen auf – wobei angesichts ihrer Rolle als Repräsentantin ihrer Dynastie die Trennlinie zwischen „persönlich“ und „offiziell“, selbst wenn sie an ihren Sohn schrieb, schwer zu ziehen ist.

So wird berichtet, Olympias habe Antipatros brieflich verleumdet44. Laut Arrian beschuldigten sich Antipatros und Olympias gegenseitig in ihren Schreiben an Alexander. Antipatros habe sich beschwert über „τὴν αὐθάδειάν τε τῆς Ὀλυμπιάδος καὶ ὀξύτητα καὶ πολυπραγμοσύνην, ἥκιστα δὴ τῇ Ἀλεξάνδρου μητρὶ εὐσχήμονα“ (Olympias’ Anmaßung, ihre Bösartigkeit und ihre Einmischung in alle Dinge, wie es Alexanders Mutter kaum zustand)45. Olympias wiederum habe Antipatros angeschwärzt, in subversiver Weise nach höheren Würden zu streben und vergessen zu haben, wer ihn in sein Amt eingesetzt habe. Griechischen Missverständnissen von Olympias’ Handlungsräumen und ihrer Rolle als Bewahrerin argeadischer Interessen ist zudem das Gerücht geschuldet, Alexander wäre von dem Verhalten seiner Mutter genervt gewesen46. Zugleich steht diese Behauptung im Widerspruch zu dem anderen, ebenfalls bei Arrian überlieferten Gerücht, dass Olympias’ Hetzbriefe gegen Antipatros Alexander dazu bewogen hätten, den bewährten Politiker von seiner Position in Europa abzuberufen und durch seinen Vertrauensmann Krateros zu ersetzen47.

Alexanders wichtigen Offizier Hephaistion soll Olympias angeblich aus Eifersucht auf seine Vertrauensstellung bei ihrem Sohn brieflich scharf kritisiert und sogar bedroht haben. Diodor zufolge habe Hephaistion ihr nicht minder vorwurfsvoll und unhöflich zurückgeschrieben. Der Schlusssatz habe gelautet: „Καὶ πρὸς ἡμᾶς παύου διαβαλλομένη καὶ μὴ χαλέπαινε μηδὲ ἀπείλει. εἰ δὲ μή, μετρίως ἡμῖν μελήσει“ (Und uns gegenüber hör auf, Verleumdungen zu verbreiten, Übelwollendes zu sagen und zu drohen. Wenn (du) aber nicht (damit aufhörst), dann kümmert uns das nur mäßig)48. Die Problematik der umstrittenen Historizität der von den Alexanderhistoriographen überlieferten Briefe wird deutlich. Auch wenn es eine Streitfrage bleiben muss, inwieweit es sich um retrospektiv ausgestaltete Konstrukte handelt, fällt auf, dass beide grob unhöflich agieren. Angesichts der Existenz des Topos des rüden Briefs mag dies zur Skepsis mahnen.

Ein besonders komplexes Problem stellt die Behauptung von Hypereides in einer Gerichtsrede um 330-328 v. Chr. dar, Olympias habe grob unhöfliche, anmaßende Briefe an den athenischen demos geschrieben. Der Hintergrund war, dass die Athener wegen einer Weihung Gesandte nach Dodona geschickt hatten. Offenbar war dies über den Olympias’ Kopf hinweg geschehen, obwohl sie zu der Zeit die politische Aufsicht über Molossien ausübte:

ὑμῖν Ὀλυμπιὰς ἐγκλήματα πεποίηται περὶ τὰ ἐν Δωδώνῃ οὐ δίκαια [...]. ὑμῖν γὰρ ὁ Ζεὺς ὁ Δωδωναῖος προσέταξεν ἐν τῇ μαντείᾳ τὸ ἄγαλμα τῆς Διώνης ἐπικοσμῆσαι [...]. ὑπὲρ τούτων ὑμῖν τὰ ἐγκλήματα ἦλθε παρ᾽ Ὀλυμπιάδος ἐν ταῖς ἐπιστολαῖς, ὡς ἡ χώρα εἴη ἡ Μολοττία αὑτῆς, ἐν ᾗ τὸ ἱερόν ἐστιν: οὔκουν προσήκειν ἡμᾶς τῶν ἐκεῖ οὐδὲ ἓν κινεῖν.

Olympias hat sich darüber beschwert, was in Dodona geschehen ist; ungerechte Beschwerden [...]. Zeus von Dodona befahl euch durch das Orakel, die Statue der Dione zu schmücken [...]. Diese Maßnahmen brachten euch Olympias’ Beschwerden ein, die in ihren Briefen schrieb, dass das Gebiet von Molossien, wo der Tempel steht, ihr Land sei und wir deswegen nicht das Recht hätten, uns in irgendetwas dort einzumischen49.

Es stellen sich folgende Fragen: Inwieweit riss Hypereides etwas aus dem Zusammenhang? Wie umfangreich war die Korrespondenz, die Olympias tatsächlich mit den Athenern in dieser Angelegenheit oder auch in anderen schon geführt hatte? Hatte die athenische Haltung ihr Anlass gegeben, im Laufe der Korrespondenz rigider aufzutreten, um ihren Standpunkt klar zu stellen? War Unhöflichkeit somit ein diplomatisches Mittel, um sich durchzusetzen? Letzteres mag der Fall sein, doch ebenso könnte es sich um eine der im rhethorischen Genre üblichen Übertreibungen zu handeln, geformt gemäß des Topos des „barbarischen“ oder „tyrannischen“ Briefs. So ist nicht zu vergessen, dass offizielle Korrespondenz über die makedonische Hofkanzlei lief und in ritualisierten Formen gehalten war50.

Indes, selbst wenn sich Olympias im Laufe ihrer brieflichen Kontakte mit den Athenern genötigt gefühlt hätte, energischer auf ihre Position zu beharren und Unhöflichkeit als diplomatische Taktik zu nutzen, fällt doch auf, wie Hypereides dies einsetzt. In dieser Gerichtsrede versucht er, seinen Mandanten Euxenippos gegen die Vorwürfe einer Kollaboration mit den Makedonen zu verteidigen. Dieser Argumentationslinie entsprechend stellt er Olympias als eine Repräsentantin des unterdrückerischen Übels der makedonischen Fremdherrschaft dar51. Um dies zu untermauern, dient ihm der Topos des unhöflichen Briefs eines „tyrannischen“ oder „barbarischen“ Verfassenden, dessen Kenntnis er offenbar bei der athenischen Jury voraussetzte.

Dies bedeutet für die Analyse der Quellenpassage: Es ist schwierig, zu ermessen, wie authentisch Hypereides Olympias’ Worte zitierte, doch seine Auslegung erfolgte im Rahmen des Topos des rüden Briefs und charakterisierte sie negativ. Wie verankert die topische Vorstellungen von rüden Briefen von „Tyrannen“ oder „Barbaren“ bei Hypereides‘ athenischen Zeitgenossen waren, belegen Passagen in den Reden seiner Kollegen Aischines und Demosthenes aus dem Gesandtschaftsprozess (343 v. Chr.)52. So behauptete Demosthenes, Aischines habe als Philipps bestochener Agent für ihn den Brief mit dem Friedensentwurf zur Vorlage für den athenischen δῆμος (Volk) verfasst. Als Beweis führte Demosthenes an, dass der Brief so καλός (schön) und φιλανθρώπως (höflich, freundlich) geschrieben sei53. Einem „Barbaren“ und „Tyrannen“ wie Philipp wurde offenbar nicht zugetraut, einen so formvollendeten Brief selbst geschrieben zu haben. Aischines bestätigt diese Vermutung, indem er sich über das Klischee lustig macht54. Allerdings verweist er auf die Anstellung erfahrener griechischer Diplomaten wie Python von Byzantion in Philipps Diensten, die wüssten, wie man offizielle Korrespondenz verfasst55.

Vor dem geschilderten Hintergrund scheint wichtig, sich von der antiken Deutungsebene zu lösen und Olympias’ Briefe jenseits des Topos und der Vorstellung von einer „Einmischung“ als diplomatischen Akt und Ausdruck ihrer Rolle als Interessensvertreterin ihres Hauses zu sehen.

Fazit

Als integraler Bestandteil von Politik, Allianzbildung, Krieg und Frieden bot der Bereich der Diplomatie antiken Autoren Raum und Potential, um auf „Fehlverhalten“ eines politischen Akteurs hinzuweisen. Gerade die ritualisierte Sphäre und die Rollenerwartungen an die Beteiligten im diplomatischen Bereich spielte Autoren dabei in die Hand. Somit wurde ein Stück politischer Alltag instrumentalisiert, um ein Gegenbild zur normativen Erwartung zu gestalten. Das undiplomatische Verhalten, insbesondere von Personen, die in ihrem Handeln als „tyrannisch“ wahrgenommen wurden oder als „barbarisch“ galten, entwickelte sich zu einem literarischen Stilmittel der Negativporträtierung. Verstöße gegen ein als normativ empfundenes Verhalten in Verhandlungen, Meineide und Vertragsbrüche, schlechte Behandlung von Gesandten oder unverschämte Briefe sind Erscheinungsformen dieses Topos. Da Argeadinnen Vertreterinnen einer argeadischen Monarchie waren, die oftmals von griechischen und römischen Autoren als „barbarisch“ oder „tyrannisch“ stilisiert wurde, waren auch Berichte über die diplomatische Aktivität einzelner Frauen wie Eurydike und Olympias von dem Topos betroffen. Erschwerend kam hinzu, dass ihre erweiterten Handlungsräume von griechischen und römischen Autoren häufig als Normverstöße missverstanden wurden. Entsprechend verformend fielen die Berichte über ihre diplomatischen Interventionen aus: im Sinne von entpolitisierten Abwertungen als unziemliche Einmischung, Störfeuer, persönliche Verhaltensauffälligkeiten oder als intrigante „bedchamber-Diplomatie“. Selbst wenn es sich nicht um eine Negativdarstellung handelt wie bei Aischines’ Schilderung von Eurydikes’ Verhandlungen mit Iphikrates, liegt der Fokus auf ihr als bittflehender, besorgter Mutter, die jenseits diplomatischer Etikette agiert.

Die Identifizierung des Topos des undiplomatischen Verhaltens gemahnt zu einer noch größeren Skepsis bei entsprechenden Quellenberichten über Personen, die nicht dem Kulturkreis der jeweiligen Autoren angehörten, ambivalent bis negativ porträtiert wurden und/oder Handlungsräume in Anspruch nahmen, die ihnen gemäß der Sicht der Quellen nicht zukamen. Gerade die Vorstellung von einer angemaßten „Einmischung“ von Argeadinnen (oder anderen royal women) in diplomatische Angelegenheiten, die teilweise noch in der modernen Forschung kursiert, sollte ad acta gelegt werden. Eurydike und Olympias handelten und verhandelten in der Ausübung ihrer politischen Rolle, die sie als Interessensvertreterinnen ihres Hauses innehatten. Entsprechend sollten sie auch als politische Akteurinnen wahrgenommen und beurteilt werden.

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Notes

1 Jones 1999, 16. Vgl. Cohen 2001, 23; Gazzano 2019, 54. Ältere Standardpublikationen zur antiken Diplomatie: Adcock 1948; Mosley 1971; Mosley 1972a; Mosley 1972b; Adcock/Mosley 1975. Siehe auch Perlman 1975 (zum Topos der Bestechung von Gesandten, primär am persischen und makedonischen Hof verortet). Aktuell zur antiken Diplomatie: Richmond 1998; Cohen 2001; Chaniotis 2005; Gazzano 2005; Koehn 2007; Eilers 2009; Chaniotis 2015; Masri 2016; Gazzano 2019; Mari/Wendt 2021; Wendt 2021. Retour au texte

Acknowledgements: Mein herzlicher Dank gilt Jacqueline Serris-Fabre und Judy Hallett für die nette Einladung.

2 Vgl. Cohen 2001, 24; Jönsson/Hall 2003, 195-196, 201; Mari/Wendt 2021. Retour au texte

3 Vgl. Jönsson/Hall 2003, 204–206; Chaniotis 2015, 88; Masri 2016, 325–326; Gazzano 2019, 54; Wendt 2021. Retour au texte

4 Vgl. Mosley 1972a; Perlman 1976, 225; Cohen 2001, 25; Jönsson/Hall 2003, 202; Chaniotis 2015, 103; Gazzano 2019, 54. Siehe etwa zur Reihenfolge der Reden von Gesandten Aischin. 2,22. Retour au texte

5 So wird in antiken Berichten über Gesandtschaften meist thematisiert, wie sie empfangen, behandelt und bewirtet wurden oder wie lange sie warten mussten, um vorgelassen zu werden, vgl. z.B. zum freundlichen Empfang: Aischin. 2,34-35. 38-39; zur guten Bewirtung: Aischin. 2,110-11; Dem. 19,235-236; zur langen Wartezeit: Dem. 19,155-156. Allerdings sollte man die Gesandten auch nicht mit Gastgeschenken korrumpieren. Ein Beispiel dafür ist die Anekdote um den athenischen Gesandten Timagoras (367 v. Chr.), der von Artaxerxes II. 10.000 Dareiken, 80 Kühe, ein bequemes Bett mitsamt Polstern und kundigen Bettenbereitern sowie und Sänftenträger bekommen haben soll: Plut. Artax. 22,5-6; Plut. Pelop. 30,6; Athen. 2,48 D. Zur Dekonstruktion vgl. Mosley 1972c; Perlman 1975, 228-229; Binder 2008, 294, 298, 304; Madreiter 2012, 160. Zur Problematik von Kulturunterschieden in der Diplomatie: Ager 2009, 15. Retour au texte

6 Die Handlungsräume und Rollen antiker makedonischer royal women sind in den vergangenen Jahrzehnten Gegenstand zahlreicher und vielfacettiger Untersuchungen geworden, zuletzt insbesondere bezüglich ihrer agency für ihre Natal- und Nuptialhäuser. Als führende Expertin ist Elizabeth Carney zu nennen, die in maßgeblicher Weise die Sicht auf die argeadischen und hellenistischen royal women geändert und ihre Rollen und Handlungsräume definiert hat, vgl. Carney 1993; Carney 1995; Carney 2000; Carney 2003; Carney 2006; Carney 2010; Carney 2016; Carney 2019a; Carney 2019c; Carney 2020a; Carney 2020b; Carney 2021. Siehe auch Müller 2013; Kurke 2020, 133-151; Müller 2021; Kunst 2021. Retour au texte

7 Siehe etwa Gilley/Worthington 2010, 201 zu Olympias’ diplomatischen Aktivitäten in Alexanders Abwesenheit (als Bewahrerin der dynastischen Interessen): „On top of all that, Antipater was forced to deal with Olympias, Alexander’s mother, who was not averse to interfering in political affairs and making her views publicly known“. Vgl. Adams 2010, 214 zu Olympias’ Involvierung in die Kriege um Alexanders Erbe, nachdem sie von Polyperchon nach Makedonien geholt worden war, um die Interessen ihres Enkels Alexander IV. zu bewahren: „Once fully in control, Olympias ran amok, killing Cassander’s brother, Nicanor, and some 100 other Macedonian nobles against whom she had collected personal grudges over the years. This was excessive, even by Macedonian standards“. Retour au texte

8 Gemeint ist, dass ein antiker griechischer oder römischer Autor aus seiner eigenen kulturellen Perspektive (oder indem er diejenige seiner Quelle kompilatorisch wiedergibt) das Verhalten einer Person als Verstoß gegen die für ihn normativen Rollenmuster und -erwartungen bewertet. Retour au texte

9 Einige Beispiele seien genannt: Demetrios Poliorketes wurde als Teil seiner Negativstilisierung nachgesagt, er habe Briefe seiner makedonischen Bevölkerung einfach in den Fluss entsorgt: Plut. Demetr. 42,2-4. Sulla soll sich als Proprätor Kilikiens anmaßend gegenüber dem parthischen Gesandten betragen und ihn mit der Sitzordnung beleidigt haben: Plut. Sull. 5,4-5, vgl. Olbrycht 2009, 174; Shayegan 2011, 31. Phraates IV. habe die Gesandten von Marcus Antonius beschimpft und während der Audienz mit seiner Waffe gespielt: Dio 49,27,5. Artabanos II. soll im Rahmen diplomatischer Kontakte Tiberius geschmäht und gewaltige Rückeroberungen angekündigt haben: Tac. Ann. 6,31,1. Retour au texte

10 Vgl. Xen. An. 3,2,4; 3,2,8 (Treulosigkeit und Meineidigkeit von Tissaphernes, Artaxerxes II. und den Persern generell; vgl. Madreiter 2012, 100-101, 151, 153, 173; Tuplin 2021); Just. 41,3,10 (Trug und Unehrlichkeit der Parther); Polyain. pr. 7 (List und Trug der „Barbaren“ an sich); Theopomp., BNJ 115 F 225b (mangelnde Wahrheitsliebe der Makedonen an Philipps Hof); Just. 38,1,8-10 (Mithradates VI. ermordet angeblich bei einer Trugverhandlung seinen eigenen Neffen Ariarathes VII.). Retour au texte

11 Karikiert bei Aristoph. Ach. 99-106, bes. 104 (rüde Antwort des Pseudartabas vor dem athenischen demos). Als ein Paradebeispiel sei Herodots Porträt von Kambyses II. genannt, der in der eigenen Familie und Führungsriege mordet und bei der Eroberung Ägyptens als Grab- und Tempelschänder und Götterfrevler auftritt: Hdt. 3,16,1-3; 3,25-35. Zur Dekonstruktion des Negativimages vgl. Briant 1996, 66-68; Wojciechowska 2008, 27-32; Brosius 2021, 36-44. Demetrios Poliorketes wurde von seinen Kritikern nachgesagt, er habe sich während seiner Residenz im makedonisch beherrschten Athen denkbar undiplomatisch aufgeführt: Plut. Demetr. 23,2-24.4; 26,3; 27,1-2; Diog. Laert. 5,75-77. Zur Dekonstruktion dieser Negativschilderungen siehe Pownall 2016, 55-56. Zu Demetrios’ Karriere siehe Wheatley/Dunn 2020. Rüpelhaft, arrogant und brüskierend erscheint auch Demetrios’ Sohn, Demetrios „der Schöne“, als er von seinem Halbbruder Antigonos Gonatas mittels Heiratspolitik in die Kyrenaika geschickt wurde: Just. 26.3.3-4. Siehe auch Diod. 18,19,2-7; Polyb. 10,22,3; Plut. Philop. 1,4. Zur Dekonstruktion siehe McAuley 2015, 428-433; McAuley 2016, 177-189; Lorber 2018, 68. Retour au texte

12 Vgl. z.B. Aischin. 3,238 (Dareios III. schreibt einen unhöflichen Brief an die Athener); Just. 9,2,3-4 (der skythische Herrscher Ateas schreibt einen rüden Brief an Philipp II.; vgl. Bichler 2017, 255-256); Curt. 4,1,7-10 (Dareios III. schreibt einen hochfahrenden, unhöflichen Brief an Alexander; vgl. Schrumpf 2009, 88, 90 zur darin enthaltenen griechischen „Orientalen“- Topik; Müller 2016, 22; insgesamt zur Problematik des Briefwechsels zwischen Dareios und Alexander siehe Bloedow 1995; Gauger 2000, 221-257; Schrumpf 2009, 88-89, 98-104; Mari 2021); Ps.-Kall. 1,36,2-5 (beleidigender Brief Dareios’ III. an Alexander); Plut. Demetr. 26,1-2 (anmaßender Brief des Demetrios). Indes gibt es durchaus auch Beispiele höflicher Korrespondenz, vgl. Thuk. 1,129,3 (Brief des Xerxes an Pausanias von Sparta, der indes in der Folge undiplomatisch hochfahrend wurde: 1,130,1-2). Zur ritualisierten Form des brieflichen offiziellen Verkehrs in antiker Diplomatie vgl. Chaniotis 2015, 90-92. Retour au texte

13 Vgl. Asirvatham 2010. Retour au texte

14 Z. B. Thuk. 1,56,2-57,5; 1,62,2; 2,95,2; 2,101,5; 4,124,1-125,1; 5,83,4; Athen. 1,27 E-28 A (= Hermippos, F 63 K-A) (Perdikkas II. als betrügerischer Verbündeter Athens); Theopomp., BNJ 115 F 224, 225 (Philipps betrügerische Art; zur Dekonstruktion des Negativimages vgl. Pownall 2004, 143-175; Pownall 2005); Plut. Phok. 17,4 (Alexander führt sich wie ein ungezogenes Kind gegenüber den athenischen Gesandten auf; zur Dekonstruktion von Plutarchs Alexanderbild siehe Asirvatham 2001, 112-116); Plut. Alex. 74,1 (Alexander misshandelt Kassandros während einer Audienz, nachdem dieser sich ebenfalls einen Affront geleistet hatte). Zur Dekonstruktion dieser Szene vgl. Hamilton 2002, 206; Landucci Gattinoni 2003, 71; Landucci Gattinoni 2017, 274. Zur Dublette: Arr. An. 4,12,2 (Leonnatos); Curt. 8.5.22 (Polyperchon). Vgl. Heckel 2016, 112. Retour au texte

15 Vgl. Carney 1995; Carney 2003, 251; Carney 2016, 7-8, 11; Carney 2019, 8; Carney 2020a; Müller 2021, 294. Retour au texte

16 Vgl. Carney 2010; Carney 2020a. Retour au texte

17 Vgl. z.B. OGIS 14-15. Siehe Müller 2009, 61-66. Retour au texte

18 SEG 36,556; Plut. Mor. 14 B. Vgl. Carney 2019a, 76-95; Müller 2021, 294-295. Siehe auch Suda s.v. Karanos (κ 356 Adler). Retour au texte

19 Letzteres lag bei Eurydike zumindest in Gestalt des Engagements eines professionellen Strategen und seines Heers im Interesse ihrer Söhne vor, bei Olympias in Gestalt von symbolic leadership am Schlachtfeld zugunsten ihres Enkels Alexander IV. Retour au texte

20 Vgl. Carney 2016, 12. Retour au texte

21 Dabei wird (sowohl in Antike als auch öfters in älterer Forschungsliteratur) nicht mit politischem Kalkül und dynastischen Sicherungsbedürfnissen für den eigenen Familienzweig argumentiert, sondern mit dem persönlichen Motiv der „Herrschsucht“ einzelner royal women. Dies ist etwa auch anhand der Darstellung einzelner seleukidischer oder ptolemäischer royal women zu erkennen, die im Bereich der Politik Sichtbarkeit erlangten, z.B. Laodike (App. Syr. 65, 343); Kleopatra III. (Pausan. 1,9; Just. 39,3-5); Kleopatra Thea (App. Syr. 69; Just. 39,1,4-2,9) oder Berenike IV. (Strab. 17,1,11). Retour au texte

22 Zu den Handlungsräumen argeadischer Witwen vgl. Carney 2019c; Müller 2021, 301. Zur Akzeptanz von Eurydikes Intervention in Makedonien siehe Carney 1995, 389. Retour au texte

23 Aischin. 2,27. Retour au texte

24 Dem. 23,149-150; Aischin. 2,27. Retour au texte

25 Aischin. 2,28-29. Retour au texte

26 Aischin. 2,28. Vgl. Carney 2019a, 38-40, 64-67. Zu Frauen und Krieg in der Antike generell siehe Fabre-Serris/Keith 2005. Retour au texte

27 Vgl. Macurdy 1927, 212. Retour au texte

28 Ermordung Alexanders II.: Diod. 15,71,1; 16,2,4; Plut. Pelop. 27,2; Dem. 19,194-195; Marsyas von Pella, BNJ 135-136, F 11. Ptolemaios als epitropos: Aischin. 2,29; Diod. 15,77,5. Retour au texte

29 Plut. Pelop. 26,2-4. Vgl. Carney 2019a, 34-37. Retour au texte

30 Aischin. 2,29. Retour au texte

31 Just. 6,9,7; 7,5,2; Ael. VH 13,7; Diod. 15,67,4; 16,2,2 (irrtümliche Chronologie); Plut. Pelop, 26,4. Vgl. Carney 2019a, 67. Retour au texte

32 Da er angibt, diese Rede vor Philipp II. anlässlich der Verhandlungen um den Frieden des Philokrates 346 v. Chr. in Pella gehalten zu haben (Aischin. 2,25-26), wäre dies auch unangebracht gewesen. Retour au texte

33 Nep. Iph. 3,2. Suda s.v. Karanos erwähnt zumindest ein Bündnis zwischen Iphikrates und Eurydike. Vgl. Carney 2019a, 39-40. Retour au texte

34 Just. 7,4-5. So fällt als chronologischer Fehler auf, dass Amyntas III. demnach den Tod seines Sohns Alexander II. miterlebt und verziehen haben soll, obwohl er zu Alexanders Regierungszeit gar nicht mehr lebte (Diod. 15,60,3). Von einem Mordversuch Eurydikes an ihrem Mann ist ansonsten nichts bekannt. Alexander II. fiel Ptolemaios von Aloros zum Opfer und Perdikkas III. wurde auch nicht von seiner Mutter ermordet, sondern fiel auf dem Schlachtfeld gegen die Illyrer (Diod. 16,2,5; Polyain. 4,10,1). Retour au texte

35 Vgl. Carney 2000, 44; Carney 2010, 43; Carney 2019a, 44-52, 76-117. Philipp ließ ihre Statue der Familiengruppe im 338 v. Chr. errichteten Philippeion in Olympia beifügen (Paus. 5,17,4. 20,10). Vgl. Carney 2019, 108-112. Auch als Stifterin war Eurydike aktiv und unterstützte damit Philipps Politik: Plut. Mor. 14 C. Retour au texte

36 Vgl. Carney 2000, 44: „Sexual stereotyping of women with political power doubtless contributed to the enduring popularity of the hostile tradition.“ Als ein früher Archetypus könnte Herodots Bericht über Atossa gelten, die, von ihrem Arzt Demokedes beeinflusst, ihren Ehemann Dareios I. angeblich dazu gebracht haben soll, gegen Griechenland zu ziehen, weil sie griechische Dienerinnen haben wollte: Hdt. 3,133-134. Vgl. Flower 2006, 284; Dominick 2007. Zu den Hintergründen dieser Sprachregelung vgl. Brosius 2021a, 145-149; Brosius 2021b, 148. Dabei geht es mir nicht darum, die faktischen Handlungsräume weiblicher Akteurinnen bei Herodot zu thematisieren. Es geht mir darum, dass Literaten in simplifizierender Rezeption die Szene zwischen Atossa und Dareios I. zum Modell der literarischen Darstellung von weiblicher „bedchamber-Diplomatie“ genommen haben könnten. Zur simplifizierenden Rezeption Herodots allgemein siehe Heinrichs 1989, 157-176. Retour au texte

37 Einige Beispiele für eine solche Negativstilisierung seien genannt: Apama von Kyrene und Demetrios: Just. 26.3.3-4 (vgl. McAuley 2016, 177-189); Kleopatra VII. gegenüber Julius Caesar und Marcus Antonius: Plut. Caes. 39,2; 49,2; Plut. Ant. 25,1; 27,2-3 (vgl. Wyke 1992, 195-243; Benne 2001, 7-13; 131-136; Schäfer 2021); Cartimandua gegen ihren Ehemann Venutius und in der Beziehung zu dessen Schildträger Vellocatus: Tac. Ann. 12,40; Hist. 3,45 (vgl. Kehne 2001). Zu fiktiven Treffen Alexanders mit „barbarischen“ Herrscherinnen im fernen Osten, die bedchamber-Diplomatie betrieben (Thalestris und Cleophis, offenbar ein literarischer Seitenhieb gegen Kleopatra VII (vgl. Heckel 2008, 114; Ogden 2011, 150-151, 235, Anm. 211): Curt. 6,5,24-32; 8,10,35-36; Diod. 17,77,1-3; Strab. 11,5,4; Plut. Alex. 46,1-2; Just. 2,4,32-33; 12,3,5-7; 12,7,11; 42,3,7; Oros. 3,19,1-2. Vgl. Roisman 2017. Retour au texte

38 Vgl. Carney 2010, 52. So wird Kleopatra 330 v. Chr. als Repräsentantin von Epeiros als thearodokos sichtbar: SEG 23,189, Z. 11. Vgl. Carney 2000, 89. Retour au texte

39 Vgl. Carney 2006, 50-51, 96; Müller 2013, 35. Zu Antipatros’ Stellung: Arr. An. 1,11,3; Curt. 4,1,39; Diod. 18,12,1. Vgl. Heckel 2016, 35-37. Retour au texte

40 Plut. Alex. 16,8; 25,4; 39,7; Hyp. 4,19; Syll.³ 252. Vgl. Bringmann/von Steuben 2000, 17; Müller 2020. Retour au texte

41 Diod. 17,114,3; 17,118,1;18,49,4; Arr. An. 7,12,5-7; Curt. 6,1,17-19; 10,5,15; Plut. Alex. 39; Paus. 1,11,3. Vgl. Heckel 2016, 37-38. Zur Dekonstruktion dieses Negativbilds: Carney 2003, 240; Carney 2006, 53-54; Müller 2020; Carney 2020b. Zu Olympias’ Rolle als Frau von Philipp siehe Carney 2019b. Zu Olympias’ Rezeption in römischer Literatur siehe Hallett/Klaiber Hersch 2021, 491-493, 500, Anm. 9-10. Retour au texte

42 Carney 2006, 49-52, 57-59. Retour au texte

43 Vgl. Gauger 2001. Auf einer weiteren Ebene kommt hinzu, dass für antike Autoren die Zitation von Briefen historischer Personen eine Beglaubigungsstrategie darstellte. Zur ritualisierten Form des brieflichen offiziellen Verkehrs in antiker Diplomatie vgl. Chaniotis 2015, 90-92. Retour au texte

44 Plut. Mor. 180 D. Es bestehen Zweifel an der Historizität der Briefe, vgl. Carney 2009, 200-201; Carney 2006, 53-54. Einen höflichen Brief von ihr an Eumenes überliefert Nep. 18,6,3-5. Retour au texte

45 Arr. An. 12,7,6. Retour au texte

46 Arr. An. 7,12,6-7. Retour au texte

47 Arr. An. 7,12,5-6. Vgl. Curt. 10,10,15. Zur Dekonstruktion dieser Behauptung: Heckel 2008, 142, 145. Retour au texte

48 Diod. 17,114,3. Retour au texte

49 Hyp. 4,24-25. Vgl. Wirth 1999, 171, m. Anm. 628; Whitehead 2000, 156; Carney 2006, 96; Müller 2021, 295. Retour au texte

50 Aischin. 2,125. Retour au texte

51 Vgl. Wirth 1999, 304-306. Retour au texte

52 Dem. 19,110-111, 118-120, 178, 201. Vgl. Mosley 1965, 265; Wirth 1985, 79-94; Roisman 2006, 122-125; Worthington 2008, 89-99. Retour au texte

53 Dem. 19,36-38. Angeblich sei Aischines nachts heimlich in einem kleinen Boot den Loudias hinuntergepaddelt, um Philipp aufzusuchen und den Brief für ihn zu schreiben – eine unglaubwürdige Vorstellung. Vgl. Wirth 1985, 88; Harris 1995, 178, Anm. 6. Retour au texte

54 Aischin. 2,124-125. Retour au texte

55 Aischin. 2,125. Retour au texte

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Référence électronique

Sabine Müller, « Der literarische Topos des Mangels an Diplomatie und der Effekt auf die Darstellung der Argeadinnen Eurydike und Olympias », Eugesta [En ligne], 12 | 2022, mis en ligne le 01 décembre 2022, consulté le 09 mai 2024. URL : http://www.peren-revues.fr/eugesta/1235

Auteur

Sabine Müller

Philipps Universität Marburg
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